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Es lebe die Bürokratie

Staatliche Auflagen machen Unternehmen wettbewerbsfähiger – klingt paradox? Ist es aber nicht, denn durch die Vielzahl an EU-Regulierungen wird auch in der DACH-Region ein hohes Maß an Zukunftssicherheit für Fertigungsunternehmen geschaffen. Wer verstehen will, warum Bürokratie nicht nur ein Hindernis, sondern auch eine Chance ist, sollte einen Blick auf die Situation der Fertigungsbranche werfen, die sich schon seit Jahren im Umbruch befindet.

Es lebe die Bürokratie

Steigende Preise, Ressourcenknappheit, neue Kundenanforderungen und die Notwendigkeit von nachhaltigeren Praktiken machen ein „weiter so“ schlicht unmöglich. Hinzu kommt der Klimawandel, den immer mehr Unternehmen als eine der größten Bedrohungen wahrnehmen – beispielsweise dann, wenn Umweltkatastrophen die Lieferkette beeinflussen und betroffene Zulieferer nicht mehr handlungsfähig sind. Es muss so deutlich gesagt werden: Wer jetzt nicht handelt und sein Unternehmen an die Realität anpasst, wird in Zukunft kaum noch in der Lage sein, sich mit herkömmlichen Strategien und Prozessen auf dem Markt zu behaupten.

Als wertvolles Werkzeug dafür entwickeln sich verpflichtende ESG-Reportings, die im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für mehr Transparenz sorgen und dabei unterstützen, wichtige strategische Themen anzugehen: Wie nachhaltig agiert ein Unternehmen? Welche Maßnahmen ergreift es? Übernimmt es seine Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt? Diese Punkte ermittelt zukünftig der ESG-Score, aufbauend auf den jährlichen Reportings.

Wie verhilft eine solche bürokratische Berichterstattung nun der Fertigungsbranche zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherheit? Eine von IFS und dem Marktforschungsinstitut Censuswide unter 814 Führungskräften des Fertigungs-Sektors durchgeführte internationale Studie versucht, die eingangs gestellte Frage zu beantworten. Die Ergebnisse zeigen, dass Maßnahmen, die die eigene Nachhaltigkeit steigern, laut den Befragten einen direkten Einfluss auf den Marktanteil und steigenden Umsatz haben. Kurz gesagt, wer verantwortungsvoll handelt, der handelt auch für seine eigene wirtschaftliche Zukunft. ESG-Reportings sind dabei mehr als bürokratischer Aufwand, vielmehr öffnen sie neue Türen. Zum einen bei den Konsumenten, die zunehmend großen Wert auf nachhaltige Produkte von verantwortungsvollen Unternehmen legen, zum anderen auch bei Investoren, für die der ESG-Score immer ausschlaggebender wird.

Ein zusätzlicher Effekt entsteht durch das positive Außenbild, das Unternehmen mit Verantwortungsbewusstsein zu einem Talentmagneten werden lässt – ein oftmals unterschätzter Aspekt. Die Praxis zeigt, dass sich viele junge Menschen ihre Arbeitgeber mehr und mehr auch nach ethischen Gesichtspunkten aussuchen. Neben der Außenwirkung tragen ESG-Reporting und andere gesetzliche Vorschriften, etwa die DSGVO, der Data Governance Act oder der Digital Service Act, außerdem dazu bei, dass Fertigungsunternehmen einen Schwerpunkt auf die korrekte Verwaltung ihrer Daten legen. Sind Unternehmen, die vielen Vorgaben folgen müssen, also besser auf die Umsetzung der ESG-Richtlinien und damit auch auf der Umstellung auf nachhaltigere Prozesse vorbereitet? Eine aktuell noch gewagte These, allerdings zeigt die Studie im globalen und europäischen Vergleich: Der hochregulierte DACH-Raum besitzt den höchsten Anteil an Unternehmen, die den ESG-Bereich bereits vollständig in ihre Geschäftsstrategie integriert haben.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass längst nicht alle Fertiger im DACH-Gebiet gut für das große Change-Management-Projekt aufgestellt sind, das die ESG-Berichterstattung darstellt. Nicht selten fehlt auch die Vision, wie die anfänglichen Investitionen in Technologien und Manpower sich rechnen sollen. Die Vorteile sind allerdings langfristig ausgelegt und Unternehmen haben mit der Technologie einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. Ob Daten sammeln, aufbereiten und zur Verfügung stellen – moderne KI-Lösungen stellen immer stärker automatisierte und intuitive Angebote zur Verfügung. Für das produzierende Gewerbe besteht die große Aufgabe jetzt darin, einen guten Einstieg in den Bereich der ESG-Reportings zu finden, die notwendigen Investitionen zu tätigen, passende Prozesse zu entwickeln und Expertise aufzubauen. Damit gehen sie einen großen Schritt in Richtung zukünftiger wirtschaftlicher Stabilität.

Autor: Maggie Slowik ist Global Industry Director for Manufacturing bei IFS

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Diese Relevanz hat ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung - Environmental, Social, and Governance) für Sie:

Was bedeutet ESG?

ESG steht für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social, and Governance) und bezeichnet Kriterien zur Bewertung der Nachhaltigkeit und ethischen Auswirkungen einer Investition in ein Unternehmen. Der Umweltaspekt umfasst Maßnahmen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks, wie Energieeffizienz und Klimaschutz. Soziale Kriterien betrachten die Auswirkungen auf Mitarbeiter, Kunden und Gesellschaft, einschließlich Arbeitsbedingungen und Menschenrechte. Die Unternehmensführung umfasst die internen Praktiken und Kontrollen, die eine transparente und verantwortungsvolle Führung sicherstellen. Investoren nutzen ESG-Kriterien, um Risiken zu minimieren und nachhaltige Investitionsentscheidungen zu treffen, die langfristige Wertschöpfung und positive gesellschaftliche Auswirkungen fördern. ESG ist somit zentral für verantwortungsbewusstes Investieren.

Welchen Einfluss hat ESG auf den Unternehmenserfolg?

ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) beeinflussen den Unternehmenserfolg erheblich. Sie fördern nachhaltige Geschäftspraktiken, die zu langfristiger Wertschöpfung führen. Umweltbewusste Strategien können Betriebskosten senken, beispielsweise durch Energieeinsparungen und Abfallreduktion. Soziale Verantwortung verbessert das Unternehmensimage, steigert die Mitarbeitermotivation und erhöht die Kundenzufriedenheit. Gute Unternehmensführung reduziert Risiken und verbessert die Entscheidungsfindung. Unternehmen, die ESG-Prinzipien einhalten, sind oft widerstandsfähiger gegenüber regulatorischen Änderungen und genießen ein höheres Vertrauen von Investoren und Konsumenten. Langfristig führt dies zu einer stärkeren Marktposition, verbesserten finanziellen Leistungen und einem Wettbewerbsvorteil, da immer mehr Stakeholder Wert auf nachhaltiges Handeln legen.

Wichtige Schlagworte im Kontext von ESG:

Nachhaltigkeit

Die langfristige Ausrichtung von Unternehmensstrategien auf umweltfreundliche und ressourcenschonende Praktiken, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

Soziale Verantwortung

Der Einsatz für faire Arbeitsbedingungen, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit, um das Wohlergehen von Mitarbeitern und Gemeinschaften zu fördern.

Transparenz

Die Offenlegung von ESG-bezogenen Informationen und Praktiken, um das Vertrauen von Investoren und Stakeholdern zu gewinnen und verantwortungsvolle Unternehmensführung zu demonstrieren.

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ESG-Reporting

ESG-Reporting bezieht sich auf die Erfassung, Analyse und Berichterstattung von Daten zu Umwelt (Environmental), Sozialem (Social) und Unternehmensführung (Governance). ESG-Reporting hilft Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsleistungen transparent zu machen und regulatorische Anforderungen wie die CSRD zu erfüllen. ERP-Systeme und spezialisierte ESG-Plattformen integrieren relevante Daten aus verschiedenen Abteilungen, z. B. CO₂-Emissionen, Diversitätskennzahlen oder Compliance-Daten. Mit Dashboards und automatisierten Prozessen erleichtern sie die Berichterstattung nach Standards wie GRI, SASB oder TCFD. So hilft ESG-Software Unternehmen, Risiken zu minimieren, Stakeholder zu informieren und ihre Nachhaltigkeitsziele datenbasiert zu verfolgen.

CSRD-Richtlinie

Die CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive) der EU verpflichtet Unternehmen zur umfassenden Berichterstattung über Nachhaltigkeitsthemen. Sie erweitert die bisherige NFRD (Non-Financial Reporting Directive) und betrifft ab 2024 mehr Unternehmen, einschließlich kleiner und mittlerer Betriebe. Die CSRD-Compliance unterstützt durch ERP- und ESG-Lösungen, die Nachhaltigkeitsdaten wie CO₂-Emissionen, soziale Indikatoren und Governance-Standards erfassen, analysieren und berichten. Diese Systeme integrieren Daten aus Finanz- und Betriebssystemen, ermöglichen Berichte gemäß den ESRS (European Sustainability Reporting Standards) und automatisieren Prüfprozesse. So erleichtert Software die Einhaltung der CSRD und verbessert die Transparenz gegenüber Stakeholdern und Aufsichtsbehörden.

 
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Autor

Maggie Slowik ist Global Industry Director for Manufacturing bei IFS