Matthias Weber im Gespräch mit Roland Fesenmayr, CEO der Oxid eSales AG zum Thema „Webauftritt & Online-Shop“. Wir stellten Herrn Fesenmayr 5 Fragen. Lesen Sie hier seine Antworten.
EAS-Interview mit Oxid eSales: Webauftritt & Online-Shop
1. Welche aktuellen Trends sehen Sie bei der User Experience im Web?
Der E-Commerce ist ständig im Wandel. Wir erleben aktuell, dass Onlinehändler jenseits der Platzhirsche Amazon, Zalando und Co. mit „me too“ Shops nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Dieselben Produkte nur teurer anzubieten reicht nicht. Egal ob das ein Mittelständler im B2B-Segment ist, ein Markenhersteller für Endkunden, Filialisten oder der klassische Versandhandel. Was sie alle brauchen, sind hoch individuelle Lösungen und Geschäftsideen, die Mehrwert für den Kunden schaffen. Zum Beispiel in Form von digitalen Services, einer emotionalen Ansprache durch exklusiven Content, Möglichkeiten der Interaktion u.v.m. Die Customer Journey muss dabei absolut stimmig sein und perfekt ins Geschäftsmodell passen. Die Marke muss unverwechselbar und erlebbar sein. Das ist es, was der Kunde über alle digitalen Kanäle eines Händlers hinweg erwartet.
2. Was halten Sie von Search Centric Design?
Das Thema wird häufig überbewertet. Sicher, das Nutzungsverhalten im Internet hat sich durch Google und Co. entscheidend verändert. Das erste was ein Kunde auf Amazon oder eBay eingibt, ist das gewünschte Produkt im Suchfeld. Er hält sich nicht lange mit der Navigation auf. Das ist schnell, einfach und führt zum Erfolg. Search Centric Design funktioniert bei diesen Big Playern allerdings vor allem deshalb perfekt, weil praktisch zu jedem Suchbegriff ein sinnvolles Ergebnis gefunden wird. Im Onlineshop eines mittelständischen Unternehmens mit einem kleineren Produktsortiment sieht die Sache oft ganz anders aus. Die Kategorien-Navigation, die auch Führung bietet, war und ist hier ein unverzichtbares Instrument.
Dass die Suche einwandfrei funktionieren, fehlertolerant sein und automatisch mögliche Ergebnisse anzeigen muss, noch während getippt wird, versteht sich von selbst. Aber Search Centric Design ist nicht überall die ideale Lösung. Im B2B-Bereich zum Beispiel möchte der Kunde auch Online umfangreich beraten werden, oder in Shops, die sich durch attraktiven Content abheben. Händler, die dem User eine Erlebnisreise bieten möchten und das als Differenzierungsmerkmal verstehen, führen den Kunden nach wie vor gewollt, kompetent und koordiniert Schritt für Schritt zum Wunschprodukt. Beide Szenarien lassen sich in OXID eShop erfolgreich abbilden.
3. Wie wird das Thema Virtual Reality das Shopping-Erlebnis verändern?
Virtual Reality kann heute schon für einige wenige innovative Onlinehändler mit entsprechendem Budget ein spannendes Experimentierfeld sein. Allerdings ist es derzeit ein absoluter Nischenmarkt und wird es in den nächsten Jahren sicherlich bleiben. Die Spiele- und Freizeit-Industrie prescht hier als Early Adopter vor. Interessant wird das Thema erst, wenn VR die kritische Masse erreicht in Bezug auf Nutzerakzeptanz und -zahlen.
Von dem Ansatz, reale Shoppingumgebungen in VR zu „kopieren“ und die Navigation durch einen Shop versuchen dreidimensional abzubilden, halte ich wenig. Es bringt keinen entscheidenden Mehrwert. Erfolgsversprechender sind Ansätze Produkte in VR erlebbar zu machen, z.B. in Form einer virtuellen Probefahrt in einem Auto, oder dem Begehen und Ausprobieren einer neuen Küche.
4. Sind Chatbots die Verkäufer der Zukunft?
Sprachassistenten haben ja mit Amazons Alexa und Google Home bereits Einzug in die Wohnzimmer genommen und werden auch rege von den Konsumenten genutzt. Allerdings kaum zum Shopping. Was bei Alexa z.B. schon gut funktioniert, ist das Hinzufügen von Produkten auf eine Einkaufsliste oder auch das Nachbestellen von Verbrauchsgütern wie Kaffee oder eindeutig identifizierbaren Produkten wie Bücher.
Von einer Beratung für komplexere Neuanschaffungen ist das jedoch noch weit entfernt. Dasselbe gilt für die heutigen Chatbots in Onlineshops. Viel mehr als geführte Navigation wird noch nicht geboten. Aber unabhängig von den Anfängen heute: KI-gestützte Assistenten sind gewaltig auf dem Vormarsch und werden ja nicht umsonst auch als heißer Kandidat für die „Post Smartphone Ära“ gehandelt. Ich bin gespannt, wie es sich weiterentwickelt.
5. Wie kann man sich vor Abmahnungen im Online-Handel schützen?
OXID eShop bringt von Hause aus bereits im Standard alles mit, um einen Shop abmahnsicher zu betreiben. Unsere Shopsoftware ist Trusted Shops zertifiziert und bietet ein Höchstmaß an Sicherheit. Wir informieren unsere Kunden regelmäßig über sämtliche bestehenden Kanäle über Themen wie z.B. die jüngste Informationspflicht der Händler zur Online-Streitschlichtung. Das entbindet jedoch die Händler nicht von der Pflicht, sich über gesetzliche Vorschriften und Änderungen auf dem Laufenden zu halten.
Interviewpartner: Roland Fesenmayr, CEO der Oxid eSales AG.