Matthias Weber im Gespräch mit Lennard Stoever, CEO und Co-Founder von minubo, zum Thema Business Intelligence. Wir stellten Lennard Stoever 5 Fragen zu Business Intelligence. Lesen Sie hier seine Antworten:
Interview mit Lennard Stoever von minubo zum Thema „Business Intelligence“
1. Wo liegt die Besonderheit von Business Intelligence (BI) Produkten im Gegensatz zu einfachen Auswertungen aus der Warenwirtschaft?
Ein Warenwirtschaftssystem erfasst und verarbeitet Informationen von Warenbestands- und Bewegungsdaten. Der Fokus liegt dabei auf der Steuerung des Warenflusses und der Geschäftsprozesse. Die statischen Vergangenheitszahlen kommen dabei aus einem System und ermöglichen somit keine holistische Sichtweise auf das gesamte Unternehmen. Ein ERP-System gibt ausschließlich die Antwort zur Frage „Was ist passiert?“, wird aber niemals das „Warum?“ oder „Wie kann ich in Zukunft etwas ändern?“ beantworten können.
Bei einer interaktiven BI Software wie minubo hingegen, werden relevante Daten aus verschiedenen Systemen, wie dem Warenwirtschaftssystem, Marktplatzdaten, Daten für den Retail, Planzahlen oder Webtracking konsolidiert und miteinander verknüpft. Erst durch diese Verknüpfung stehen die Daten dann für tiefgehende betriebliche Analysen bereit, um Ursachen und Wirkung verstehen sowie Handlungsprozesse ableiten zu können. Aus welchem Marketingkanal resultiert der Umsatzeinbruch der letzten Woche? Wieviel trägt welche Customer Journey zu Ihrem Deckungsbeitrag bei? Welche Produktkategorie führt zu den meisten Retouren? Wie entwickeln sich Neu- und Bestandskunden? Die Analyse geht dabei über die konkreten Tageszahlen hinaus. Auf Basis dieser Daten können Nutzer ihre täglichen Entscheidungen besser und schneller treffen und Prozesse datengestützt perfektionieren.
2. Gibt es Trends beim mobilen Einsatz von BI Software in den letzten Jahren?
Vorwiegend in den letzten Jahren schoss die Nutzung von BI Anwendungen auf mobilen Endgeräten in die Höhe. Durch immer mehr Cloud-basierte BI Lösungen wird der Trend zu mobiler Datenanalyse weiter unterstützt, da bei den Endgeräten keine Rechenleistung erforderlich ist, um umfangreiche Big Data Auswertungen ausführen zu können.
Besonders vorteilhaft ist mobile BI für Mitarbeiter, die nur selten an ihrem stationären Arbeitsplatz verbringen – denn sie haben Zugang zu Daten von überall. Für Manager, die somit jederzeit datenbasierte Geschäftsentscheidungen von unterwegs treffen können und auch Außendienstarbeiter oder Filialmitarbeiter, die über Tablets oder Smartphones schnell und intuitiv Daten-Insights geliefert bekommen und somit am Point-of-Sale unterstützt werden.
Aber auch wenn der Trend zukünftig tendenziell weiter ansteigen wird, möchte ich differenzieren: Meiner Meinung nach wird es zunehmend wichtiger, dass Nutzer nur die für sie relevanten und elementaren Informationen und Kennzahlen zur richtigen Zeit am richtigen Ort komfortabel abrufen können bzw. proaktiv informiert werden, um im nächsten Schritt Prozesse anzustoßen und Entscheidungen zu treffen. Insbesondere auf kleinen Displays muss der Inhalt auf das Wesentliche reduziert werden. Tiefgehende und umfangreiche Datenanalyse auf mobilen Endgeräten ist meiner Meinung nach daher nur bedingt sinnvoll.
3. Können betriebswirtschaftliche Fehlentscheidungen mit BI Software vermieden werden?
Wir sind uns einig, dass die besten Entscheidungen datengetrieben sind. Wenn sich jemand gegen die Datenanalyse entscheidet, dann sollte das ein bewusster Schritt sein. Alle Unternehmen verfügen über Daten, allerdings schaffen es die Wenigsten echten Mehrwert zu generieren. Schlicht und einfach gesagt: häufig fehlt das richtige Werkzeug sowie die Datenkompetenz – sowohl technisch als auch nutzungsseitig. Denn nur wenn der Anwender in der Lage ist Daten zu nutzen, können Daten zu Erkenntnissen und diese zu guten Entscheidungen oder intelligenten Prozessen werden.
Aus dem Grund haben wir minubo entwickelt, um Expertenwissen in einer Standardlösung für jeden Mitarbeiter zugänglich zu machen. Natürlich werden durch den Einsatz einer BI-Software nicht alle Fehlentscheidungen vermieden, denn Fehler sind menschlicher Natur. Jedoch bin ich der Meinung, dass eine gute Lösung die Quote der Fehlentscheidungen deutlich minimieren kann. Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge können nur mit einer guten BI-Lösung zweifelsfrei erkannt und analysiert werden. Neben einer umfassenden Datenbasis unterstützt auch ein proaktives Alertingsystem, indem es bei Veränderung relevanter Kennzahlen tagesaktuell und proaktiv informiert und Handlungsempfehlungen ausspricht. Das hilft Chancen optimal auszunutzen sowie Fehlentwicklungen oder -entscheidungen frühzeitig zu erkennen, um aktiv gegensteuern zu können.
4. Welche Mindestanforderungen sollte eine BI-Software Ihrer Ansicht nach erfüllen?
Die Grundvoraussetzungen für eine gut funktionierende BI Lösung sind valide Daten sowie ein logisches, konsistentes Datenmodell. Ob dies in mühsamer Kleinarbeit selbst aufgebaut oder auf einen Branchenstandard wie dem Commerce Reporting Standard zugegriffen wird, bleibt jedem selbst überlassen. Zudem wird ein agiles technologisches Setup benötigt, das es ermöglicht schnell eine produktive Umgebung zu testen und zu optimieren, um eine nachhaltig wertschöpfende Lösung zu gewährleisten. Gewünschte Individualisierung und Erweiterungen können in der Folge parallel zur produktiven Nutzung umgesetzt werden.
Leistungsstarke Performance, die innerhalb von Millisekunden Ergebnisse liefert, sowie eine performante und skalierbare Infrastruktur müssen gewährleisten, dass sich an wachsende Unternehmensgröße bzw. Datenmenge flexibel angepasst werden kann. Business User aus allen Unternehmensbereichen – ohne explizites IT Wissen – müssen in der Lage sein, auf die für sie relevanten Daten und Daten-Tools zugreifen zu können. Einfache Handhabung sowie ein nutzerfreundliches Interface einer BI-Lösung, um echten Self-Service zu ermöglichen, sind daher weitere wichtige Kriterien.
5. In welchen Schritten wird eine BI-Software am besten im Unternehmen eingeführt?
Um in einem Unternehmen eine erfolgreiche BI-Lösung zu etablieren, müssen nicht nur technische Kriterien erfüllt werden, auch die Durchführung des Projekts entscheidet maßgeblich über Erfolg oder Misserfolg. Zunächst ist es wichtig alle zukünftigen Anwenderbereiche mit in den Prozess einzubeziehen und über eine Anforderungsanalyse die Bedürfnisse zu definieren. Ein aktiv begleiteter Change-Management Prozess hilft dabei ein datengetriebenes, unternehmensweites Mindset zu etablieren und besonders Nutzer einzubeziehen, die zuvor eventuell wenig Berührungspunkte mit der Thematik hatten. Sind Anforderungen kommuniziert, Bedürfnisse notiert und Kennzahlen definiert, geht es an die technische Umsetzung. Sind die Ressourcen, die Expertise, die Zeit und das Geld, eine entsprechende Lösung selbst zu entwickeln, vorhanden? Wenn ja, kann das ein wertvoller Prozess sein, in dem hilfreiche Erfahrungen generiert werden und der in einer von Kopf bis Fuß maßgeschneiderten Lösung mündet. Ist das nicht der Fall, bietet der Markt Möglichkeiten, Lösungen ganz oder zum Teil einzukaufen.
Interviewpartner: Lennard Stoever, CEO und Co-Founder von minubo