Die EAS-MAG-Redaktion, unter der Leitung von Matthias Weber, hat mit Philipp Heltewig und Sascha Poggemann von Cognigy ein Interview zum Thema „digitale Assistenten und künstliche Intelligenz (KI)“ durchgeführt. Das Interview liefert spannende Einblicke in die Vision zukünftiger Softwaregenerationen.
5 Fragen an Cognigy zum Thema digitale Assistenten und künstliche Intelligenz (KI)
1. Assistenz-Systeme helfen bei der täglichen Arbeit und führen durch Programme. Wie wichtig werden alternative Eingabemethoden wie Gesten und Sprache?
Sprache und Gesten sind für Menschen die natürlichsten Kommunikationsmethoden, denn seit es Menschen gibt, kommunizieren sie so. Seit den 60er Jahren gehören aber Maus und Keyboard zu den gängigsten Eingabemethoden. Denn man benötigte eine einfache Lösung für Computer.
Mit der stetigen Weiterentwicklung der Technologie, gewinnen die für uns natürlicheren Eingabemethoden wie Sprache und Gestik jedoch immer mehr an Bedeutung. Dennoch werden Maus und Keyboard nicht ganz verschwinden, da auch diese Methoden Vorteile bieten.
Allgemein gehen wir von einer starken Konvergenz von sprach- und touchbasierten Userinterfaces aus. Denn gerade die Verbindung aus beiden bietet einen entscheidenden Mehrwert.
2. War Microsoft ® mit Karl Klammer seiner Zeit voraus? Woran ist die damalige Implementierung aus Ihrer Sicht gescheitert?
Karl Klammer war kein intelligenter Assistent im eigentlichen Sinne. Er war ein sehr simples Programm, dass Intelligenz auf rudimentäre Weise vorgetäuscht hat. Zudem hat Karl ungefragt Hilfe angeboten für Dinge, bei denen man keine Hilfe benötigt („Willst Du einen Brief schreiben?“).
Vom Konzept her war Karl Klammer eine gute Idee. Jedoch haperte es – auch technologisch bedingt – an einer für den User nützlichen Umsetzung. Inzwischen hat Microsoft Karl Klammer ja quasi wieder zum Leben erweckt. Nur heißt er jetzt Cortana und hilft bei weit mehr als nur beim Schreiben von Briefen.
3. Welchen Nutzen sehen Sie in der Verwendung von künstlicher Intelligenz (KI) in kaufmännischer Software?
KI kann den Nutzen kaufmännischer Software auf vielfältige Weise verbessern. Zum einen kann sie sprachbasierte KI nutzen, um schneller auf komplexe Daten zuzugreifen, als dies über traditionelle Eingabemethoden möglich gewesen wäre (z.B. „Zeige mir die Umsätze für letztes Quartal in Deutschland, exklusive Partnerumsätze, nach Regionen aufgeteilt“). Moderne Systeme verstehen zudem den Gesprächskontext und können Folgefragen auf den bisherigen Gesprächsverlauf beziehen, um so die gewünschten Informationen zu präsentieren.
Zum anderen kann maschinelles Lernen große Datenmengen nach wiederkehrenden Mustern durchsuchen, um so z.B. bessere Umsatzprognosen treffen zu können.
4. Welche Rolle spielt Big Data in Bezug auf Assistenz-Systeme und KI?
BigData ist der Schlüssel für intelligente Assistenz-Systeme und KI. Das muss aber nicht zwingend bedeuten, dass Unternehmen selbst Unmengen von Daten bereitstellen müssen.
Im Bereich Assistenz-Systeme wird Big Data dazu genutzt, dem System das Verständnis menschlicher Sprache anzutrainieren. Dies kann beim Hersteller des Assistenz-Systems selbst geschehen und dann bei den Kunden fertig ankommen. Die Nutzung von Big Data ist dabei für den Kunden transparent.
Im Bereich des maschinellen Lernens, also des Antrainierens der Algorithmen, z.B. zur Umsatzprognose oder anderen kaufmännischen Aufgaben, werden allerdings große Mengen historischer, unternehmensspezifischer Daten benötigt. Diese können nur durch das Unternehmen selbst bereitgestellt werden. Um diese Art der KI zu nutzen, muss ein Unternehmen also vorher eine BigData Strategie entwickeln.
5. Wird es irgendwann noch Menschen geben, die eine kaufmännische Software benutzen, oder kommunizieren Kunden künftig direkt mit dem System und das Programm handelt autonom?
Wir können bereits heute erleben, wie leicht standardisierbare Prozesse immer mehr autonom von KIs erledigt werden. Dies wird in Zukunft auch im kaufmännischen Bereich immer stärker zunehmen. Solche Prozesse beinhalten z.B. Bestellungen oder Abrechnungen.
Trotzdem wird es für eine sehr lange Zeit weiterhin Aufgaben geben, die von Menschen gelöst werden müssen. Wir gehen davon aus, dass es in Zukunft viel mehr Situationen geben wird, in denen Menschen in ihrer täglichen Arbeit von KIs unterstützt werden. Die KIs werden die simpleren Aufgaben erledigen und den Menschen zuarbeiten, die so mehr Zeit und eine bessere Datenbasis zur Lösung komplexer Probleme bekommen.
Das Interview wurde schriftlich mit Philipp Heltewig und Sascha Poggemann von Cognigy geführt.
Über Philipp Heltewig und Sascha Poggemann:
Cognigy, ein aufstrebendes Start-up-Unternehmen aus Düsseldorf, hebt intelligente Sprachsteuerung auf ein neues Level. Mit der COGNIGY.AI Enterprise KI Software-Lösung ermöglicht das Unternehmen einen natürlichen, kanalübergreifenden Dialog zwischen Mensch und Maschine. Gemeinsam mit renommierten Partnern entwickelt Cognigy kundenspezifische Lösungen für vielfältige Anwendungsszenarien und eine verbesserte User-Experience. Das 2016 gegründete Unternehmen wurde bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Innovationspreis IT – Best of 2017“. Cognigy vertreibt seine Lösungen weltweit über ein international aufgestelltes Partnernetzwerk.
Das Bildmaterial wurde von Cognigy zur Verfügung gestellt.