Low-Code verspricht schnellere und agilere Entwicklung, Einbindung der Endnutzer und sogar Entwicklungsanwendungen, die von Nicht-IT-Experten bedient werden können. Doch es ist zu beachten, dass sich der Aufbau eines Low-Code-Teams dramatisch von klassischen Developer-Teams unterscheidet. Scopeland Technology erklärt, was für ein erfolgreiches Team nötig ist:
In fünf Schritten zum Low-Code-Team
Die Low-Code-Technologie ist mittlerweile fester Bestandteil der IT. Das US-Analystenhaus Gartner hat erst kürzlich prognostiziert, dass bis 2024 mehr als 65% der Anwendungen mit Low-Code realisiert sein werden. Diese Zahl spricht für sich. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung ist diese Entwicklung auch notwendig, denn dank Low-Code können Anwendungen deutlich schneller und effizienter erstellt werden.
Doch wie sieht das in der Realität aus? Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit mit Low-Code und die damit einhergehende Zusammensetzung der Entwicklerteams von anderen Technologien und Vorgehensweisen? Die folgenden fünf Schritte geben Aufschluss.
1. Über den Tellerrand hinausschauen
Low-Code-Teams unterscheiden sich grundlegend von klassischen IT- bzw. Entwicklerteams. Low-Code Developer schreiben keinen Programmcode, sondern sind Anwendungsentwickler, die mithilfe einer Low-Code-Plattform Software entwickeln. Für sie sind Programmierkenntnisse und weitreichendes Informatikwissen weniger relevant, als bei ‚normalen‘ Entwicklern. Low-Code Developer müssen stattdessen in der Lage sein, komplexe Modelle, regelbasierte Systeme und andere Arten deklarativer Beschreibungen zu verstehen. Jede Anwendung wird individuell erstellt, und der oder die Anwender werden direkt in den Entwicklungsprozess miteinbezogen, was ein hohes Maß an Kommunikation und agiler Arbeitsweise bedeutet. Suchen Sie bei der Besetzung Ihres Low-Code-Teams also nicht ausschließlich nach dem klassischen Informatiker.
2. Auf Quereinsteiger setzen
Da ein Low-Code-Developer nicht zwingend aus der Informatik kommen muss, sind Quereinsteiger mehr als willkommen. Sämtliche naturwissenschaftlichen Studienrichtungen, wie Mathematik, Physik, Ingenieurwesen oder auch Bio-, Geo- und Wirtschaftsinformatik, bilden die Grundlagen für die Arbeit mit der Low-Code-Technologie. Oder auch ein BWL-Studium kann völlig ausreichend für den Job des Low-Code-Entwicklers/der Low-Code-Entwicklerin sein. Strukturiertes abstraktes Denken lernt man in fast jedem Studium, und die Fachrichtung ist dabei eher zweitrangig.
Im Vergleich zum Informatiker fällt es Quereinsteigern oft leichter, sich in das Berufsfeld einzuarbeiten. Sie gehen unvoreingenommener an die Herausforderungen heran und verfügen meist über flexiblere Denkmuster. Ausgebildete Programmierer mussten lernen, prozedural und algorithmisch zu denken. Dies ist bei der Low-Code-Technologie jedoch nicht notwendig, was ein Umdenken bedeutet. Quereinsteiger sind also das neue VIPs der Softwareentwicklung, was ganz nebenbei auch dem grassierenden Fachkräftemangel in der IT zu Gute kommt. So erhöhen Sie auf dem angespannten Arbeitsmarkt Ihre Chance, Ihr Low-Code-Team mit den richtigen Leuten zu besetzen.
3. Das Prinzip 4 + 1
Die Zusammensetzung eines Low-Code-Teams ist ganz anders im Vergleich zu der eines ‚herkömmlichen‘ Entwicklerteams. Es setzt sich aus IT-Spezialisten, IT-affinen Fachanwendern und Quereinsteigern aller Art zusammen. Am effizientesten ist es, wenn ein IT-Spezialist und vier Nicht-IT-Leute gemeinsam an einem Projekt arbeiten. So ist auf der einen Seite ausreichend IT-Wissen vorhanden, und auf der anderen Seite profitiert das gesamte Team von den zahlreichen unterschiedlichen Qualifikationen und Fähigkeiten der anderen Teammitglieder. Eine Hierarchie zwischen ITlern und Nicht-ITlern gibt es dabei nicht, jede/r ist für den Bereich zuständig, in dem er/sie am meisten Kenntnisse hat.
4. Auf Schulungen und Coaches setzen
Setzt man nun einfach einen Informatiker und vier Nicht-IT-Leute in einen Raum und gibt ihnen die neuen Tools der Low-Code-Technologie, wird das Projekt womöglich scheitern. So ganz ohne Wissen über Low-Code geht es natürlich nicht. Da die Technologie noch recht neu ist, wird sie bisher an keinen Universitäten oder sonstigen Bildungseinrichtungen gelehrt. Das bedeutet, dass die Low-Code-Anbieter meist selbst Schulungen anbieten oder unabhängige Coaches das Wissen über die Technologie verbreiten. Eine einwöchige Schulung vermittelt zwar die wichtigsten Bedienfunktionen einer Low-Code-Plattform, jedoch noch lange nicht die gesamte Denk- und Arbeitsweise. Nun kann man annehmen, dass das Team dann in der Lage ist, diese Herausforderung allein zu meistern. Ist dies nicht der Fall, bedarf es Coaches. Diese können in der Anfangsphase der Etablierung eines Low-Code-Teams fester Bestandteil dessen sein. Sie sind die Leuchttürme, die die Richtung zu erfolgreich mit Low-Code realisierten Projekten weisen.
5. Ist es wirklich das, was wir brauchen?
Hat sich das Low-Code-Team erfolgreich zusammengesetzt und verfügt über ausreichend Wissen, geht es am Ende natürlich auch noch um die Arbeitsweise. Bei der Arbeit mit Low-Code-Plattformen haben sich die Prinzipien des Design Thinking als erfolgsversprechend herausgestellt. Dabei steht der Mensch im Fokus, in diesem Fall die Entwickler und die Anwender. Low-Code-Anwendungen werden für den Nutzer entwickelt, und von Anfang an ist dieser mit seinen individuellen Anforderungen fester Bestandteil des gesamten Projektteams. Dies bedeutet natürlich nicht, dass sich Entwickler und Anwender ständig gegenseitig über die Schulter schauen. Wöchentliche Treffen und individuelle Abstimmungen sind meist völlig ausreichend.
Die einzelnen Phasen des Design Thinking bei Low-Code-Projekten sind folgende:
- 1. Verstehen
- 2. Beobachten
- 3. Sichtweise definieren
- 4. Ideen finden
- 5. Prototyp entwickeln
- 6. Testen
Die Reihenfolge und auch Wiederholung der einzelnen Phasen sind dabei sehr flexibel. Doch immer steht die Frage „Ist das wirklich das, was wir brauchen?“ im Mittelpunkt. So wird vermieden, dass Zeit und Kosten für Dinge investiert werden, die am Ende dem Anwender bei seiner Arbeit mit dem Programm gar nicht von Nutzen sind.
Autor: Karsten Noack, Gründer und CEO der Scopeland Technology GmbH
Über Scopeland Technology:
Der Berliner Hersteller Scopeland Technology ist einer der Pioniere der Low-Code-Technologie und in Deutschland noch immer einer der wichtigsten Player im rasant wachsenden Low-Code-Markt. Scopeland Technology hat bereits mehr als 500 größere Projekte mit seiner Plattform SCOPELAND selbst umgesetzt. Kunden sind vor allem Bundes- und Landesbehörden, Forschungsinstitute, Einrichtungen des Gesundheitswesens und Großunternehmen aus der Industrie. Mehr Informationen: www.scopeland.de