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Offline ist das neue Luxusgut – weil die meisten längst digital abhängig sind

Schriftliches Interview mit Slatco Sterzenbach

Frage 1: Herr Sterzenbach, Sie sagen: „Offline ist das neue Luxusgut.“ Was meinen Sie damit?

Slatco Sterzenbach: Wir haben heute alles, außer uns selbst. Wir sind vernetzt, aber innerlich oft leer. Stell dir vor, du stehst in einem Raum, in dem überall Menschen durcheinanderreden. Jeder ruft deinen Namen, jeder will etwas, jeder zieht an dir. Genau so fühlt sich das Leben für viele heute an: ständig Geräusche, keine Stille.

Offline ist nicht der Zustand, in dem das Handy keine Verbindung hat – Offline ist der Moment, in dem du wieder Verbindung zu dir selbst hast. Das ist heute Luxus. Nicht wegen der Technik, sondern wegen der Reizüberflutung.

Der Mut, auf „stumm“ zu stellen, ist heute mutiger als jede öffentliche Meinung.

Frage 2: Viele Menschen haben Angst, nicht erreichbar zu sein. Warum ist diese Erreichbarkeit so mächtig?

Slatco Sterzenbach: Weil Erreichbarkeit zu einem modernen Statussymbol geworden ist. Wir verwechseln „Ich reagiere schnell“ mit „Ich bin wichtig“. Und genau das ist die Falle: Reaktion sieht nach Aktivität aus, aber sie zerstört Produktivität.

Das Gehirn braucht Tiefe, um zu denken, aber wir geben ihm Breite. Wir springen von Reiz zu Reiz wie ein Frosch über Seerosenblätter – schnell, aber ohne Richtung.

Ich hatte einmal einen Unternehmer im Coaching, der pausenlos erreichbar war. Wirklich pausenlos. Er hat im Gespräch alle drei Minuten auf sein Handy geschaut. Irgendwann habe ich gesagt: „Legen Sie Ihr Handy mal auf den Boden.“ Er hat mich angeschaut, als hätte ich ihm angeboten, seinen Hund aus dem Fenster zu werfen. Wir haben es trotzdem gemacht.

Nach drei Minuten hat er unruhige Hände bekommen.
Nach acht Minuten hat er begonnen, flacher zu atmen.
Nach zwölf Minuten kamen die Tränen.

Er sagte: „Ich kann ohne dieses Ding nicht mal mehr fühlen.“

Das ist die Realität. Nicht Technik bestimmt uns, sondern die Angst, ohne sie allein mit uns selbst zu sein.

Frage 3: Warum fällt es Menschen so schwer, das Handy bewusst wegzulegen, obwohl sie wissen, dass es ihnen schadet?

Slatco Sterzenbach: Weil es eine perfekte Droge ist. Jede Nachricht ist ein kleiner Dopamin-Stoß. Ein Mikro-Glücksgefühl. Nicht genug, um dich wirklich glücklich zu machen, aber genug, um dich abhängig zu halten. Genau wie bei jedem Belohnungsmechanismus.

Und Dopamin ist nicht nur ein „Glückshormon“. Es ist das Neurotransmitter-Pendant zum Flaschengeist: Es verspricht uns immer mehr. Mehr Nachrichten, mehr Reize, mehr Infos, mehr Ablenkung.

Aber je mehr wir davon bekommen, desto weniger vertragen wir Stille.
Wir verlieren die Fähigkeit, Langeweile zu fühlen. Und Langeweile ist der Raum, in dem Kreativität entsteht.

Wenn Menschen sagen: „Ich kann nicht abschalten“, dann meinen sie eigentlich: „Ich halte mich selbst nicht mehr aus.“

Das ist die gefährlichste Form moderner Erschöpfung: Nicht körperliche Müdigkeit, sondern mentale Fremdsteuerung.

Frage 4: Wie schafft man es, wieder Herr über die eigene Aufmerksamkeit zu werden?

Slatco Sterzenbach: Nicht durch digitale Abstinenz. Die funktioniert genauso gut wie Crash-Diäten. Kurzfristig, aber nicht nachhaltig.

Der Weg ist bewusste Führung – mentale Selbstführung.
Ein Ritual, das ich jedem empfehle: Die erste Stunde des Tages bleibt bildschirmfrei. Nicht, weil Technik schlecht ist, sondern weil es den Tag entscheidet.

Wenn du morgens als Erstes Nachrichten liest oder Mails beantwortest, startest du im Reaktionsmodus. Du lässt andere bestimmen, wie du dich fühlst.

Wenn du hingegen in Stille startest – vielleicht mit Bewegung, Atmung, Schreiben oder auch nur einem Blick aus dem Fenster – dann trainierst du dein Gehirn neu. Du signalisierst: „Ich bestimme, was heute relevant ist.“

Das klingt klein, aber genau diese kleinen Entscheidungen haben enorme Hebelwirkung.

Frage 5: Sie sprechen häufig von mentaler Fitness. Was genau meinen Sie damit?

Slatco Sterzenbach: Geistige Klarheit ist ein Muskel. Wenn man diesen nicht trainierst, wird er schwächer.

Wir haben gelernt, unsere Körper zu trainieren, aber nie gelernt, unsere Aufmerksamkeit zu trainieren. Dabei entscheidet nicht dein Wissen über deine Zukunft. Sondern deine Fähigkeit, dich nicht ablenken zu lassen.

Mentale Fitness heißt: Ich wähle bewusst, worauf ich meine Energie richte. Nicht jeder Reiz verdient eine Reaktion. Nicht jede Information verdient meine Aufmerksamkeit. Viele Menschen sind beschäftigt, aber nicht wirksam.
Mental fit ist man, wenn man die Kraft besitzt, Stille auszuhalten – und aus dieser Stille heraus bessere Entscheidungen zu treffen.

Frage 6: Und was bedeutet in diesem Kontext echte Freiheit?

Slatco Sterzenbach: Freiheit heißt nicht, alles jederzeit tun zu können. Freiheit heißt: bewusst NEIN sagen zu können.

Nein zu Reizüberflutung. Nein zu digitalem Autopilot. Nein zu einer Welt, die dich ständig zieht.

Echte Freiheit ist innere Führung. Und innere Führung beginnt nicht mit „mehr tun“, sondern mit „weniger zulassen“.

Wer sich selbst führen kann, braucht keine Dauer-Infos, keine Likes, keine ständige Bestätigung.

Die meisten Menschen wissen heute, was alle anderen tun, aber nicht mehr, was sie selbst wollen.
Wer wieder lernt, das Außen zu filtern und das Innen zu hören, der wird frei. Das ist mentale Souveränität.


Über den Autor:

Slatco Sterzenbach hat 17 IRONMAN erfolgreich absolviert und ist Experte für mentale und physische Peak Performance für Unternehmer.

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