Die Redaktion, unter der Leitung von Matthias Weber, hat mit Christian Leopoldseder von der Asseco Solutions ein Interview zum Thema „ERP der Zukunft“ durchgeführt. Das ERP-Interview liefert spannende Einblicke in zukünftiger Softwaregenerationen.
5 Fragen an Asseco Solutions zum Thema ERP der Zukunft
Auf unsere 5 Fragen zum Thema ERP der Zukunft gibt uns Christian Leopoldseder, Managing Director Austria von der Asseco Solutions Antworten.
Frage 1: Welche Trends sehen Sie für Ihre Software in den nächsten 3, 5 und 10 Jahren und wo hat Ihr Unternehmen hier den größten Nachholbedarf?
Christian Leopoldseder: Bei den kommenden ERP-Trends sehen wir vor allem zwei große Entwicklungen. Zum einen ist das die Plattformunabhängigkeit. Eine ERP-Software muss künftig auf allen Endgeräten lauffähig und bedienbar sein – und damit meine ich nicht nur einzelne Funktionsbereiche, sondern die Lösung als Ganzes. Zum anderen wird auch die Flexibilität bei der Implementierung eine immer größere Bedeutung gewinnen. Kunden wollen ihr ERP-System passgenau auf ihre Anforderungen zuschneiden und bei Bedarf um kleine Applikationen von Drittanbietern erweitern. Das Stichwort lautet hier „Microservices“. Ein ERP-System muss künftig als zentraler Monolith agieren, an den sich je nach Bedarf spezialisierte Microservices, zum Beispiel zur Präferenzkalkulation, anbinden lassen. Die Herausforderung für ERP-Anbieter besteht hierbei darin, diese möglichst nahtlos integrieren zu können, sodass für den Anwender bei der Nutzung kein beziehungsweise kaum ein Bruch festzustellen ist. Beide Trends haben wir bei Asseco Solutions bereits vor geraumer Zeit erkannt und arbeiten derzeit an ihrer Umsetzung mit APplus.
Frage 2: Wie weit ist Ihre Software in Bezug auf alternative Eingabemöglichkeiten wie zum Beispiel Sprache?
Christian Leopoldseder: Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Digitalisierungstrends steigt die Bedeutung von alternativen Eingabemöglichkeiten immer weiter an. So sorgen beispielsweise Entwicklungen wie Mobility dafür, dass Software in immer mehr Unternehmensbereiche vordringt und zum Beispiel auch in den Werkshallen selbst Techniker oder Maschinenführer vor Ort unterstützt. Für sie sind alternative Eingabemethoden wie Spracherkennung entscheidend: Denn als Servicetechniker im Einsatz kann ich meine Arbeit nicht ständig unterbrechen, um Eingaben an der ERP-Software vorzunehmen, und dazu noch mein Mobilgerät mit verschmutzten Händen bedienen. Auf solche Anwendungsfälle ist unsere Industrie-4.0-Lösung SCS bereits heute ausgelegt: Mit ihr bieten wir Servicetechnikern vor Ort eine mobile App, die auf Basis von Cortana Spracheingaben unterstützt und damit vollständig kontaktlos bedient werden kann.
Frage 3: Kann Ihre Software bereits alternative Ausgabemöglichkeiten wie Chatbots oder Sprache?
Christian Leopoldseder: Auf diesem Gebiet beschäftigen wir uns derzeit vor allem mit dem visuellen Kanal, konkret: mit dem Thema Augmented Reality. Hier sehen wir für die Zukunft ein hohes Potenzial, vor allem – aber nicht ausschließlich – im Servicebereich. So könnte ein Servicetechniker künftig beispielsweise eine Augmented-Reality-Brille nutzen, die die entsprechende Anlage erkennt und ihn daraufhin bei der Reparatur mit hilfreichen Informationen unterstützt. Das könnten beispielsweise Informationen dazu sein, welche Komponente ausgetauscht werden muss und welche Schritte hierfür notwendig sind. Der Input aus dem ERP-System wird in eine visuelle Ausgabe umgewandelt und für den Techniker in Echtzeit eingespielt. Aktuell arbeiten wir mit einem innovativen Start-up für Augmented Reality zusammen, um Möglichkeiten auszuloten, eine solche Technik in Zukunft mit unseren Lösungen APplus und SCS zu verknüpfen.
Frage 4: Welche Pläne haben Sie mit Ihrer Software in Bezug auf sensorische Daten (IoT)?
Christian Leopoldseder: Unsere Industrie-4.0-Lösung SCS ist schon heute in der Lage, Sensordaten zu erfassen und zu verarbeiten. Hierzu binden wir beispielsweise Fertigungsmaschinen an unsere Lösung an, übertragen deren Betriebsdaten gesichert in die Cloud, analysieren diese und lösen dann bei Bedarf entsprechende Aktionen aus, beispielsweise einen vorausschauenden Wartungsprozess. Um die gewaltige Datenmenge in solchen Big-Data-Szenarien bewerkstelligen zu können, unterscheidet unser System dabei nach Hot Data und Cold Data. Bei Hot Data handelt es sich um Betriebsdaten, die eine unmittelbare Reaktion zur Folge haben können, beispielsweise den Druck in einem Kessel. Ist dieser zu hoch, muss unmittelbar eine Warnung ausgegeben werden. Cold Data hingegen können auch mit Verzögerung verarbeitet werden. Sie finden vor allem in Analysen und Auswertungen Verwendung.
Frage 5: Wird Ihre Software in Zukunft auch selbstständige Entscheidungen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) treffen können?
Christian Leopoldseder: SCS ist schon heute in der Lage, auf Basis von Maschinenzuständen selbstständig bestimmte Aktionen auszulösen, etwa bei einem kritischen Messwert ein Service-Ticket zu generieren. Aber auch umfassendere Zusammenhänge lassen sich mit SCS abbilden: So geben wir beispielsweise Maschinenherstellern die Möglichkeit, die Betriebsdaten ihrer Maschinen kundenübergreifend zu vergleichen und daraus konkrete Handlungsanweisungen für ihre eigenen Endkunden zu generieren: Mit welchen Konfigurationsanpassungen lassen sich Output oder Performanz einer Maschine noch weiter erhöhen? Gerade vor diesem Hintergrund ist KI für uns ein großes und wichtiges Thema. Dazu arbeiten wir mit mehreren Referenzkunden zusammen, auf deren Datenbasis wir unsere KI-Funktionen Schritt für Schritt weiterentwickeln.
Das Interview wurde schriftlich mit Christian Leopoldseder von der Asseco Solutions geführt. Über Christian Leopoldseder:
Christian Leopoldseder arbeitet seit 2004 für die Asseco Solutions. Dort war er zunächst als Projektleiter bei der AP AG, dem Vorgängerunternehmen der Asseco Solutions, tätig und zeichnete dabei maßgeblich für den Aufbau und die Führung des Vertriebskompetenzteams in Österreich und Deutschland verantwortlich. Im April 2012 übernahm Leopoldseder dann die Leitung der österreichischen Asseco-Niederlassung in St. Florian. Dort kümmert er sich hauptsächlich um die Etablierung Assecos als Anbieter für qualitativ hochwertige Lösungen in Österreich sowie die Förderung und Weiterentwicklung der Unternehmenskultur. Zudem leitet er das für Presales zuständige Vertriebskompetenzteam. Der diplomierte Wirtschaftsingenieur und Kaufmann konnte im Laufe seiner knapp zwanzigjährigen Laufbahn umfassende Praxiserfahrung im IT-Bereich sammeln. So arbeitete er von 1996 an vier Jahre lang als Head of Project-Management bei der NTS GmbH, daraufhin als Product Manager eCommerce bei Time4Team – Österreichs größtem Venture-Capital-finanzierten Startup – sowie als Senior-Projektleiter und Consultant bei Infoniqa.
Über die Asseco Solutions
Bei der Asseco Solutions handelt es sich um den Zusammenschluss technologisch führender ERP-Anbieter aus fünf Nationen. Bereits seit knapp 25 Jahren bietet das Unternehmen mit Hauptsitz in Karlsruhe modernste Technologien für den gehobenen Mittelstand, mit Fokus auf Branchen wie Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeugbau sowie Serienfertigung, Großhandel und Dienstleistung. Seine vollständig webbasierte ERPII-Lösung „APplus“ verbindet CRM, E-Business, Wissensorganisation, Risikomanagement und Workflow mit klassischem ERP. Dabei zeichnet sie sich durch kostengünstige Administration sowie ergonomische Bedienung aus – nicht zuletzt aufgrund ihrer Benutzerfreundlichkeit wurde die Lösung unter anderem bereits mehrfach zum „ERP-System des Jahres“ gekürt. Mit zahlreichen Kooperationen im akademischen Bereich legt Asseco zudem einen starken Fokus auf Forschung und Entwicklung und agiert so als einer der Vorreiter für zukunftsweisende Technologien wie Cloud Computing, Mobility und Industrie 4.0.
Das Bildmaterial wurde von Asseco Solutions zur Verfügung gestellt.